Alexander LOCH : « Haus, Handy & Halleluja. Psychosoziale Rekonstruktion in Osttimor. Eine ethnopsychologische Studie zur postkonfliktuösen Dynamik im Spannungsfeld von Identität, Trauma, Kultur und Entwicklung »

IKO – Verlag fü Interkulturelle Kommunikation, Frankfurt am Main, 2007. 556 Seiten.

Alexander LOCH leitete in den Jahren 2002 bis 2005 das Forschungs- und Entwicklungszentrum des Lehrerfortbildungsinstituts in Baucau (Osttimor) und erlangte als Berater von Entwicklungshilfeprojekten umfassende Einsicht in die Psychosozialen Rekonstruktionsprozesse und Tiefenstrukturen von modernem Staat, katholischer Kirche und traditionellen Lebensformen. Als Lehrbeauftragter an der Universität Heidelberg, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Deutschen Stiftung für Internationalen Entwicklung und Visiting Scholar an der Australian National University erarbeitete er die theoretischen Grundlagen, die mit den aktuellen Feldforschungsdaten zu der Analyse von Haus, Handy & Halleluja führten.

Haus, Handy & Halleluja ist eine ethnopsychologische Studie zur psychosozialen Rekonstruktion des erst im Jahr 2002 unabhängig gewordenen Inselstaats Osttimor. Nach über 450 Jahren portugiesischer Herrschaft, 24 Jahren indonesischer Besatzungszeit und zweijähriger Übergangsverwaltung durch die Vereinten Nationen fragen sich die Menschen, was von ihrer traditionellen Kultur geblieben ist, wie die Traumata der Vergangenheit ihre Gegenwart pragen und wie sich « Entwicklung » nicht nur physisch und ôkonomisch, sondern auch mental und in den sozialen Verflechtungen ereignet.

Im traditionellen ländlichen Osttimor baut die Bevölkerung gegenwärtig ihre sakralen Ahnenhäuser wieder auf und stellt damit einen Zustand ursprünglichen, umfassenderen Heil-Seins wieder her. Die moderne Hauptstadt Dili hingegen transformiert sich durch gelenkte Interventionen in Workshops internationaler Organisationen. Überdies engagiert sich die in Osttimor sehr einflussreiche katholische Kirche sozialpastoral, quasi-politisch und trägt zu einer Erneuerung des Bildungssektors bei. Doch vollziehen sich diese Rekonstruktionen nicht ohne Brüche und Widerstände. Alte wie neue Gewalterfahrungen, Ängste und kulturelle Selbst-Verständlichkeiten müssen im Spannungsverhältnis von Moderne, Katholizismus und Tradition neu ausgehandelt werden.

Um die Identitätsphänomene auch der illiteraten Bevölkerung untersuchen zu können, wurde in der Zusammenarbeit mit jungen osttimoresischen Forschern ein neues Action-Research-Verfahren entwickelt, das Stoneman-Experiment. Teilnehmende Beobachtungen und lokalsprachliche Diskussionen mit alter Ritualspezialisten, Kongregationsangehörigen und vielen just plain folks ergänzen diesen Ansatz.

Nach drei Jahren Forschungs- und Entwicklungszusammenarbeit in Osttimor liegt hier erstmals eine deutschsprachige Ethnographie vor, die den Status quo des Landes qualitativ beschreibt, die zentralen ethnopsychologischen Phänomene innovativ quantifiziert und die postkonfliktuösen Dynamiken im Spannungsfeld von « Kultur », « Seele », « Traumatisierung » und « Entwicklung » praxisbezogen analysiert.

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